Mit der chronikalisch überlieferten Einsetzung von „sieben gelehrten Männern und Ratmannen als Regimentshalter und Schöppen“ im Jahr 1213 beginnt wohl die Geschichte des Rathauses. 800 Jahre nach diesem bis heute nicht genau zu bestimmenden Datum widmete der Archivverbund Bautzen im Rahmen seiner Schriftenreihe dem baulichen Herzstück der Stadt auf 160 Buchseiten eine längst überfällige Monographie.

Behutsam und genau hat der Bautzener Kunsthistoriker Dr. Hans Mirtschin sich dafür in das alte Gemäuer eingefühlt. Seine Erkenntnisse beruhen im Wesentlichen auf der Untersuchung der heute erhaltenen Bausubstanz, da die entsprechenden Bauakten im Zweiten Weltkrieg leider verloren gegangen sind. Das sich heute äußerlich harmonisch präsentierende Rathaus lässt wenig erahnen von den erhaltenen Narben des Baukörpers im Inneren.

Doch sind es genau jene Zeugnisse, die uns von der kontinuierlichen Veränderung der Baugestalt als Folge von Bränden, Kriegszerstörungen oder einfach der Anpassung an sich stetig wandelnde Nutzungen erzählen. Der Vergleich mit Rathäusern in anderen Städten Europas zeigt dabei das hohe Ansehen und die Bedeutung des Bautzener Verwaltungszentrums im Laufe der Jahrhunderte. Stets im Schnittpunkt von Politik, Wirtschaft und Kirche hat es zu keiner Zeit etwas von seiner Lebendigkeit eingebüßt.

Schwungvolle Gewölbe, verschwundene Giebel und geheime Gänge werden durch den Autor auch anhand bisher unveröffentlichter Bilder zum Reden gebracht. Der Bautzener Ralf Reimann liefert mit zahlreichen Grafiken zu verschiedenen Bauzuständen des Rathauses die Grundlage zur Orientierung dieser Baugenese. Ein Vorwort von Oberbürgermeister Christian Schramm verweist auf die ungebrochene Tradition als Haus der Bautzener Bürgerschaft.