Bestand "68002 Handschriftensammlung"

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Angelegt wurde der Bestand in den 1920er Jahren durch Dr. Paul Arras, der seit 1900 als erster nebenamtlich beschäftigter Archivar angestellt war. Auf Empfehlung des Dresdner Archivrates Dr. Hubert Ermisch löste Arras Unterlagen, die bisher  im Urkundenbestand eingeordnet waren, dort heraus und legte den Bestand an. Die ursprüngliche Bezeichnung „U III“ verweist auf einen der drei gewölbten Räume im Rathaus, die als Aufbewahrungsort der Unterlagen dienten.

Die ersten Nummern des Bestandes vergab Arras für Unterlagen, die aus dem „Urkundenfund Ermisch“ stammten. Weiterführende Hinweise zu diesem Fund finden sich im Text zum Bestand 61000 Urkunden. Arras ordnete dem Bestand außerdem ursprünglich dem Urkundenbestand, Abteilung M und N zugeordnete Statuten sowie einzelne Schriften zu. Sein Nachfolger Marx ergänzte den Bestand mit weiteren Unterlagen, die er möglicherweise von der Stadtbibliothek in das Stadtarchiv überführte. Das war ihm, wie auch seinen Nachfolgern möglich, da die Leitung der Einrichtungen zu dieser Zeit in einer Hand lag. Einen beträchtlichen Zuwachs muss der Bestand nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfahren haben. Um sie vor Verlust zu schützen, hatte die Stadtbibliothek die in ihrem Bestand befindlichen Stadtchroniken in den Keller des Wendischen Hauses verbracht und hier in einem Tresor aufbewahrt. Das Gebäude am Lauengraben wurde im April 1945 vollständig zerstört, die Chroniken unter Bergen von Schutt vergraben. Wie durch ein Wunder konnten sie Jahre später fast unversehrt geborgen werden.

Neben einzelnen chronikalischen Bänden nehmen die mehrbändigen Chroniken (Chronik der Familie Klahre-Wahren, Chronik des Bürgermeisters Christian Gottlieb Platz, Chronik des Kupferschmieds Karl Friedrich Techell) einen besonderen Platz in der Sammlung ein. Für alle diese mehrbändigen Chroniken liegen bereits Digitalisate vor, die auch in die Präsentation auf dem Portal findbuch.net eingebunden wurden.

Neben den Chroniken befinden sich im Bestand „Sammelbände“, die wichtige Zeugnisse der Stadtgeschichte und weit darüber hinaus beinhalten. Ein besonders herausragendes Stück der Sammlung ist ein im Jahre 1532 vom damaligen Bautzener Stadtschreiber Johann Döhlen angelegter Sammelband, der neben Steuerlisten eine große Anzahl an Eidtexten enthält. Darunter ist auch der „Der Burger Eydt Wendisch“, ein in sorbischer Sprache abgefasster Bürgereid, der zu den ältesten Sprach- und Schriftdenkmälern des obersorbischen Sprachraums zählt. Das Stadtbuch trägt innerhalb des Bestandes 68002 die Bestellnummer 204/I, der Bürgereid ist auf Seite 59 in der pdf-Datei zu finden.

Der Bestand wurde 2001 erstmalig vollständig erfasst, eine archivwissenschaftliche Erschließung steht jedoch noch aus.

Einige Bände der Techellschen Chronik nach der Restaurierung im Jahr 2013 Foto: Christoph Roth

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