Abenteuer Neiße - Geschichten am Fluss…

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…lautet der Titel der aktuellen Sonderausstellung, die das Kulturhistorische Museum in Görlitz zeigt. Zwei sehr schöne Archivalien aus den Beständen des Staatsfilialarchivs bereichern als Leihgaben die Exposition.

Es handelt sich dabei um den Erbbrief über die Verreichung der Güter Posottendorf und Leschwitz (heute Görlitz-Weinhübel) an Johanna Friederike Meißner geb. Engelmann, ausgestellt in Leschwitz am 18. Februar 1744. Sie ererbt damit auch das Recht in der Neiße zu fischen, im Originaltext als „wilde Fischerei“ bezeichnet.

Das andere Exponat ist eine gerollte Karte, die den Abschnitt des Flusses zwischen Penzig (heute Pieńsk, Polen) und Nieder Neundorf (bei Rothenburg/OL) zeigt. Der mehrfarbige „Geometrische Grundriss der Neiße“ wurde von Carl Sigismund Meußler angefertigt. Sehr ansprechend und liebevoll inszeniert, stellt Ausstellungskurator Jan Bergmann-Ahlswede die  1731 entstandene Karte jetzt im Museumsfernsehen (www.museumsfernsehen.de) vor. In dem Portal für Museumsvideos präsentieren Museen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewählte Ausstellungsobjekte in kurzen Filmen. Zurzeit sind neben den Görlitzer Sammlungen auch Filme des Museums Rietberg Zürich, der Kunsthalle Wien, des Deutschen Historischen Museums Berlin, des Deutschen Bergbaumuseums Bochum und anderer, zu sehen.

Die Karte ist ein echtes Fundstück, wurde sie doch erst bei den Recherchen in Vorbereitung der Ausstellung im Herbst 2019 wiederentdeckt. Sie lagerte im unerschlossenen Kartenbestand des Staatsfilialarchivs Bautzen. Nur provisorisch war auf der Kartenbox das Wort „Neiße“ angebracht. Trotz eingehender Untersuchung konnte die Provenienz nicht ermittelt werden. Sie war wohl Bestandteil der, vom Kartographen und ehemaligen Leiter des Bautzener Landesarchivs Dr. Martin Reuther, angelegten Kartensammlung. Diesen Schluss lässt die aufgebrachte Stempelung und Signatur „Nr. 2“ zu. Ein Verzeichnis zur Reutherschen Sammlung ist leider nicht vorhanden. So wurde entschieden die Karte dem Bestand 50236 Karten- und Atlantensammlung anzufügen. Seit der im Frühjahr 2020 erfolgten Verzeichnung ist sie nun benutzbar. Die Erschließungsdaten sind online in der Beständeübersicht des Sächsischen Staatsarchivs zugänglich (https://www.archiv.sachsen.de).

Dabei fällt auf, dass es eine weitere Karte gleichen Inhalts gibt. Auch sie wurde in Vorbereitung der Ausstellung im unerschlossenen Bestand aufgefunden. Diese, mit der alten Signatur „Nr. 11“ versehene Karte, unterscheidet sich von der Meußlerschen lediglich in der Gestaltung des Kartenspiegels, und sie enthält keinen Verfassernamen. Auch sie wurde erschlossen und ist nun im Staatsfilialarchiv Bautzen einsehbar.

Die originale Meußler-Karte ist im Rahmen der Sonderausstellung noch bis zum 22. November 2020 in den Räumen des Kulturhistorischen Museums im Görlitzer Kaisertrutz zu sehen. Der viersprachige Ausstellungskatalog zeigt Reproduktionen weiterer Archivalien des Sächsischen Staatsarchivs. Informationen zur Ausstellung gibt es auch auf der Internetseite der Görlitzer Sammlungen (https://www.goerlitzer-sammlungen.de).

Ausschnitt aus der Meußlerschen Karte von 1731 (Signatur: StFilA Bautzen 50236 Karten- und Atlantensammlung Nr. 98). Fotografie: A. Moschke (Die Verwendung des Bildes darf nur mit Zustimmung des Archivverbunds erfolgen.)
Original und Kopie der Meußlerschen Karte von 1731 (Signatur: StFilA Bautzen 50236 Karten- und Atlantensammlung Nr. 97 und 98). Fotografie: A. Moschke (Die Verwendung des Bildes darf nur mit Zustimmung des Archivverbunds erfolgen.)

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