Bearbeitung des Bestandes 62500 Geschossbücher im Stadtarchiv abgeschlossen

  KategorienArchiv Bautzen

Wie viele Einwohner lebten in Bautzen im 15. und 16. Jahrhundert? Wie vermögend waren sie? Wer wohnte zu der Zeit bspw. in der Reichenstraße oder im Stadtteil Burk? Diesen und weiteren vielfältigen Fragen können Interessierte und Forscher nun anhand der Archivalien zur Geschosssteuer im Archivverbund nachgehen, da dieser Bestand im vergangenen Jahr erschlossen werden konnte. In der Forschungsliteratur wird die Geschosssteuer als wichtigste Einnahmequelle ab dem 15. Jahrhundert für die Stadt Bautzen bezeichnet. Dadurch konnten die Abgaben an den Landesherren aber auch städtische Bedürfnisse finanziert werden. In Jahren wirtschaftlicher und finanzieller Notlagen bspw. während der Kriegszeiten wurden statt der üblichen zweifachen Erhebung drei Steuerzahlungen durchgeführt. Dies kam u.a. 1432 und 1435 infolge der Hussitenkriege vor. Die Geschosssteuer wurde auch als rechte Rente bezeichnet und von den Steuerpflichtigen direkt – d.h. unmittelbar selbst – geleistet. Sie war eine Form Vermögenssteuer, welche auf dem mobilen und immobilen Besitz einer Person basierte. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass eine geschosspflichtige Person ein Vermögen von ca. 2 Mark besitzen musste. Diese Angabe ist natürlich im Zusammenhang mit den damaligen Formen und Werten der verschiedenen Münzsorten zu bewerten. Personen, welche nicht der städtischen Verwaltung und Gerichtsbarkeit unterlagen, waren von der Steuer bis in das 19. Jahrhundert ausgeschlossen. Das betraf jene, die zum Schloss oder Domstift gehörten bzw. in deren Häusern wohnten. Zudem war der Bürgermeister mindestens für ein Jahr nach seiner Wahl von der Geschosssteuer befreit. Insgesamt erstreckt sich die Überlieferung zur Geschosssteuer auf sechs Jahrhunderte bis zum Jahr 1922.

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