Gerichtsbücher der preußischen Oberlausitz wieder benutzbar

  KategorienArchiv Bautzen

2015 und 2016 gingen die Gerichts- und Schöppenbücher der preußischen Oberlausitz auf die Reise von Bautzen in das Archivzentrum Hubertusburg. Seitdem waren sie für die Benutzung nicht mehr zugänglich. Grund der Reise war die vorgesehene Verfilmung der Archivalien für das Gerichtsbücher-Projekt des Sächsischen Staatsarchivs https://www.saechsische-gerichtsbuecher.de/projekt/.

Der Erhaltungszustand eines Großteils des Bestandes machte die sofortige Verfilmung jedoch unmöglich. Deshalb wurden die geschädigten Archivalien zunächst restauriert. Schrittweise erfolgte danach in den Jahren 2017 und 2018 die Verfilmung.

Bei den jetzt zurückgekehrten Archivalien handelt es sich um 137 Gerichts- und Schöppenbücher aus den Sprengeln der ehemaligen preußischen Amtsgerichte Görlitz, Niesky, Reichenbach und Weißwasser sowie um drei Kirchenbücher der Gemeinde Rauscha (heute Ruszów, Polen). Sie alle sind bereits mehrmals umgelagert worden. Zunächst wurden sie in den einzelnen Gemeinden aufbewahrt. Nach der Abgabe in den 1930er Jahren an eine staatliche Behörde in Görlitz wurden sie später im Ratsarchiv Görlitz verwahrt. Von dort wurden sie 1966 „unter dem Protest der anwesenden Heimatforscher“ an das damalige Landesarchiv in Bautzen mit dem Sitz in der Ortenburg abgegeben. Nach der Aufgabe dieses Archivstandortes Anfang der 1990er Jahre erfolgte die Umlagerung in das ehemalige Offizierskasino in der Bautzener Löhrstraße. 1996 musste auch dieser Standort aufgegeben werden und das dort aufbewahrte Archivgut wurde in das Staatsarchiv nach Leipzig verbracht. Mit der Errichtung des Neubaus für das Staatsfilialarchiv konnten auch die Gerichts- und Schöppenbücher aus Görlitz und Umgebung im September 2001 vorerst wieder in die Oberlausitz zurückkehren. Ihre hoffentlich letzte Reise traten die Archivalien dann vor  vier bzw. drei Jahren zum Zwecke der Bestandserhaltung an. Von dieser sind sie jetzt glücklich zurückgekehrt und stehen allen Interessierten wieder für die Benutzung zur Verfügung.

Die Gerichts- und Schöppenbücher aus dem Zeitraum 1513 bis 1858 und die Rauschaer Kirchenbücher aus dem Zeitraum 1592 bis 1722 sind elektronisch erschlossen. Die Erschließungsdaten können online auf der Homepage des Archivverbunds Stadtarchiv/Staatsfilialarchiv Bautzen recherchiert werden: https://www.archivverbund-bautzen.de/recherche/staatsfilialarchiv/. Für die Benutzung im Staatsfilialarchiv Bautzen stehen Lesefilme zur Verfügung. Diese können, nach vorheriger Anmeldung, während der Öffnungszeiten eingesehen werden.

Restauriertes Gemeindeschöppenbuch von Markersdorf, Klosteranteil, 1537 - 1597, StFilA Bautzen 50616-67.

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