Künstliche Intelligenz ermöglicht Blick in historische Ratsprotokolle

  KategorienArchiv Bautzen

Seit kurzem bietet der Archivverbund Bautzen seinen Nutzerinnen und Nutzern einen besonderen Service an. Die zwischen 1623 und 1832 vorhandenen Ratsprotokolle des Stadtarchivs, wurden mittels einer Technologie zur Handschriftentexterkennung lesbar gemacht. Verwendet wurde dafür die im EU-geförderten READ-Projekt entwickelte Software „Transkribus“. Das Ergebnis ist ab sofort auf der Homepage des Archivverbundes über den Link https://www.archivverbund-bautzen.de/recherche (und dann „Recherche nach Ratsprotokollen“ auswählen) einsehbar.  Die Nutzung ist sowohl über eine freie Suche oder auch über ein freies Blättern in den Ratsprotokollen möglich. Auf der einen Seite des Bildschirms werden die abfotografierten Seiten der historischen Schriften angezeigt, rechts daneben steht nun eine maschinenschriftliche „Übersetzungen“, die die alte Schrift für jedermann lesbar macht. Die Übersetzung wurde – ähnlich wie bei Übersetzungsprogrammen für Fremdsprachen - mittels Künstlicher Intelligenz durchgeführt. Dadurch kann eine Fehlerrate nicht ganz ausgeschlossen werden, die ermittelten Inhalte vereinfachen den Zugang zu den historischen Quellen dennoch deutlich.

Die Ratsprotokolle sind eine unverzichtbare Grundlage für Forschungen zur Bautzener Stadtgeschichte. Sie geben Politik, Gerichtswesen und städtische Verwaltung wie kaum eine andere Quelle wieder, da der städtische Rat sowohl Regierungs-, Gerichts- und Verwaltungsfunktionen innehatte. Er setzte sich in der Regel aus einem relativ kleinen Kreis untereinander verflochtener Familien zusammen. Die Tätigkeit des Rates hielt man in den jährlich zusammengefassten Ratsprotokollen fest.

Die Umsetzung des Projektes erfolgte innerhalb des Programms „WissensWandel. Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von NEUSTART KULTUR“ das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) ausgeschrieben wurde. Mit dem Programm sollen Bibliotheken und Archive dabei unterstützt werden, den Zugang zu ihren Beständen unabhängig einer Nutzung vor Ort zu verbessern und neuartige (digitale) Formate der Wissens- und Informationsvermittlung anzuwenden. Da der Antrag diesem Anspruch gerecht wurde, erhielt der Archivverbund im Februar 2021 eine Finanzierungszusage. Damit konnte READ-COOP beauftragt werden, von den bislang digitalisierten 247 Bänden mit ca. 53.000 Seiten eine neuronale Handschriftentexterkennung mit der Transkribus-Technologie herzustellen. Mit "read&search" bietet die Europäischen Genossenschaft READ-COOP SCE, die auch Transkribus betreibt, eine Lösung an, mit der das mit Material nahtlos im Web angezeigt und durchsucht werden kann.

Zurück