Vor rund 130 Jahren machte sich allmorgendlich ein 16jähriger Schüler, Gerhard Kanig (1875-1958), auf den Weg aus seiner Wohnung zum humanistischen Gymnasium, heute Philipp-Melanchthon-Gymnasium Bautzen an der Bahnhofstraße. Was er dabei in der Schule und außerschulisch erlebte, berichtete er brieflich seinen Eltern, die in Pulsnitz wohnten. Diese Briefe, entstanden zwischen 1885 und 1894, geben uns heute einen interessanten Einblick in den Schulalltag am Bautzener Gymnasium und das reiche städtische Kulturleben dieser Zeit.
Die Enkel von Gerhard Kanig haben sich entschieden, die 48 bislang in ihrem Besitz befindlichen Briefe an das Stadtarchiv abzugeben. Hier ist dafür gesorgt, dass sie dauerhaft erhalten bleiben und von Jedermann genutzt werden können. Für die Nutzung sehr hilfreich sind dabei die von der Enkeltochter, Mechthild Hofmann, angefertigten Transkriptionen der alten deutschen Schrift, die die Nutzung der Briefe vereinfachen. Diese sind als PDF-Datei hinterlegt und können hier abgerufen werden.
Der Schreiber der Briefe studierte nach seiner Bautzener Schulzeit ab 1894 in Leipzig Theologie und ging 1899 als Missionar nach Ost-Afrika. Nach 7 Jahren musste er aus gesundheitlichen Gründen zurückkehren, zuletzt war er Pfarrer in Kittlitz bei Löbau.