Im Stadtarchiv Bautzen werden Unterlagen vom 13. bis 21. Jahrhundert, also aus neun Jahrhunderten Stadtgeschichte, verwahrt. Angesichts der teilweise sehr schlechten Aufbewahrung zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert und den vielen Stadtbränden, von denen die Unterlagen aber zum Glück weitestgehend verschont blieben, oder auch den Kriegseinwirkungen, etwa am Ende des Zweiten Weltkrieges, ist es immer wieder erstaunlich zu sehen, wie viele wertvolle und umfangreiche Zeugnisse aus der Geschichte unserer Stadt erhalten geblieben sind.
Neben Urkunden aus der Zeit von 1256 bis 1902, Ratsprotokollen (ab 1623) oder Gerichts- (ab 1359) und Steuerbüchern (ab 1400) verwahren wir auch eine umfangreiche Überlieferung aus der Kanzlei der städtischen Kämmerei. Sie besteht aus den Kämmereibüchern (überliefert von 1466 bis 1873) und den dazu gehörigen Rechnungsbelegen (ca. 1629 bis 1866). In den Büchern finden sich vor allem ab 1600 alle Einnahmen und Ausgaben der Stadt detailliert wieder. Einnahmenseitig waren das vor allem die von den Bürgern und Gewerbetreibenden gezahlten Steuern, die Einnahmen von Marktgebühren, Mieten und Pachten oder dem Verkauf von Naturalien; Ausgabenseitig sind Zahlungen an die Kirchen, die Hospitäler, an Stiftungen, vor allem aber Ausgaben für Bau- und Reparaturmaßnahmen einschließlich der dafür bei den Handwerkern der Stadt angekauften Materialien sowie für die Besoldung der Ratsbediensteten aufgeführt. Anhand der Unterlagen konnte beispielsweise im letzten Jahr eine Initiale auf einem aus dem Erdreich geborgenen Stein unterhalb der Neuen Wasserkunst einem konkreten Baumeister zugeordnet werden.
Sowohl Bücher als auch Belege sind bislang nicht archivgerecht verpackt. Zudem sind sie, v. a. die Kämmereibücher, stark verschmutzt und bedürfen einer Trockenreinigung, um eine Benutzung ermöglichen zu können. Für beide Maßnahmen zur Bestandserhaltung, d. h. für die Trockenreinigung und die Verpackung in fachgerechte Kartonagen, erhält das Stadtarchiv in den Jahren 2022 und 2023 insgesamt 39.500 Euro an Fördergeldern. Dabei kommen 15.000 Euro vom Freistaat Sachsen (Landesstelle für Bestandserhaltung) und 24.500 Euro von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aus Sondermitteln des Bundes für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes. Die Stadt Bautzen selbst beteiligt sich mit 9.500 Euro an dem Projekt.
Im ersten Schritt werden nun 248 der 256 vorhandenen Kämmereibücher gereinigt und fachgerecht verpackt, im nächsten Jahr folgt die Verpackung der Kämmereibelege. Weitere Informationen können Sie der hier hinterlegten Projektskizze entnehmen.
